Lese/Gesprächskreis – Cornelia Koppetsch: Ressentiments. Über die politische Wirkmächtigkeit negativer Gefühle.

Der AKS Köln lädt zum Lese/Gesprächskreis über den Essay von Cornelia Koppetsch: Ressentiments. Über die politische Wirkmächtigkeit negativer Gefühle.

Do., 10.01.2019, 17.30 Uhr, TH Köln, F01, Ubierring 48, Treffpunkt Cafébar im Foyer

Cornelia Koppetsch blickt aus sozialpsychologischer Perspektive auf aktuelle Protestbewegungen. „In jeder politischen Bewegung, egal ob rechts oder links, spielen Emotionen eine Schlüsselrolle, denn gesellschaftliche Missstände stiften nicht von sich aus zu politischem Handeln an.“
„Das emotionale Einfallstor ungleichheitsbasierter Protestbewegungen – und als solche sollen hier auch die neuen Rechtsparteien verstanden werden – stellen weitverbreitete Ressentiments dar. Diese genießen im öffentlichen Diskurs zwar einen schlechten Ruf, doch als affektiver Treibstoff befeuern sie sowohl rechte als auch linke Protestbewegungen, wobei sie ihre jeweilige Wirksamkeit allerdings innerhalb unterschiedlicher Kontexte entfalten. Rechte Protestbewegungen finden ihre Klientel in sozial absteigenden oder abstiegsgefährdeten Milieus, während die Anhänger von Linksbewegungen zumeist aufstiegsorientierten aber im Aufstieg blockierten Milieus entstammen. Rechte und linke Protestbewegungen situieren sich also – mit Bourdieu gesprochen – in konträren sozialen und kulturellen Flugbahnen (trajectories).“
„In Empörung und politisches Handeln können [..] Ressentiments nur unter der Voraussetzung transformiert werden, dass sie in ein kollektives Bewusstsein der Benachteiligung überführt werden.“
„Der Anstieg kollektiver Identitätsbehauptungsprozesse im 21. Jahrhundert ist keine Folge des Internet, sondern stellt eine Gegenreaktion sowohl auf gesellschaftliche Singularisierungstendenzen als auch auf die neoliberale Kultur der Beschämung und der Selbstzuschreibung des Scheiterns dar. Kollektive Identität ist eine Politik der De-Singularisierung.“
Ob und wie sich diese Perspektive für eine (politische) Sozialpädagogik nutzbar machen lässt möchten wir diskutieren und laden herzlich zum Gespräch.

Das Essay: https://soziopolis.de/artikeluebersicht/artikel/ressentiments/

Eine gekürzte Version des Textes ist als Artikel in „der Freitag“ erschienen: https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/der-blick-nach-unten

Hinweis: 17.01.2019, Uni Köln - Didier Eribon im Gespräch mit Cornelia Koppetsch und Nina Möntmann https://bit.ly/2SFlMZY