Archiv für den Monat: Dezember 2018

Stellungnahme – Amadeu Antonio Stiftung

Der Arbeitskreis kritische Soziale Arbeit Köln (AKS Köln) ist ein selbstorganisierter Verbund von Menschen aus Lehre, Wissenschaft und Praxis der Sozialen Arbeit. Seinen Haupttätigkeitsort hat der AKS an der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften der TH Köln. Gemeinsam mit den bundesweiten Gruppen kritischer Sozialer Arbeit setzt sich der AKS Köln für eine selbstbestimmte, offensive und politische Soziale Arbeit ein. Schwerpunkt der Arbeit ist die kritische Auseinandersetzung mit den gesellschaftspolitischen Rahmenbedingungen sowie der eigenen Praxis und Lehre im Sinne einer menschenrechts- und diversitätsorientierten Haltung in den Professionen Sozialer Arbeit. Die Fachschaft der rund 2.300 Studierenden der Fakultät für Angewandte Sozialwissenschaften (Fachschaft ASW) an der größten Fachhochschule Deutschlands teilt die fachliche Grundhaltung des AKS Köln. Sie sieht sich den ethischen Grundlagen der Sozialen Arbeit – Prinzipien und Standards verpflichtet. Die Fachschaft ASW unterstützt jede Arbeit für Demokratie, Menschenrechte, Mitbestimmung und soziale Gerechtigkeit. Sie hat die Pflicht, Verschiedenheit anzuerkennen, negativer Diskriminierung entgegenzutreten, sowie Politik und Praktiken, die soziale Exklusion, Stigmatisierung oder Unterdrückung begünstigen, solidarisch und entschieden zurückzuweisen, um weiter aktiv auf eine inklusive Gesellschaft hinzuarbeiten.
Vor diesem Hintergrund unterstützen wir, der AKS Köln und die Fachschaft ASW der TH Köln, die Aktivitäten und Publikationen der Amadeu Antonio Stiftung mit Ideen zum Umgang mit Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit.
Als Vertreter*innen aus Lehre, Forschung, Studium und Praxis der Sozialen Arbeit ist uns bekannt, dass in vielen Handlungsfeldern didaktische Anregungen und Materialien für den Umgang mit Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus benötigt werden. Daher halten wir Materialien wie die „Ene-mene-Muh...“-Broschüre der Berliner Amadeu Antonio Stiftung für elementar wichtig, um Fachkräften Informationen zum Umgang mit Rechtsextremismus, Rechtspopulismus und Rassismus in Kitas zur Verfügung zu stellen und dadurch Aufklärung und Beratung, auch von Betroffenen, zu leisten. Die Handreichung unterstützt Fachkräfte im Umgang mit rassistischen und rechtpopulistischen Handlungen und bietet dialogische Lösungen. Sie fordert Fachkräfte auf, ihre fachlichen und ethischen Standards in Hinblick auf eine demokratiefördernde, diskriminierungssensible und menschenrechtsorientierte Sozialen Arbeit und Pädagogik der frühen Kindheit zu reflektieren und sich im Sinne von Kinderrechten und Kindeswohl zu positionieren. Dazu gehört, Kinder und deren Eltern nicht vorschnell zu kategorisieren und als Angehörige einer rechtsorientierten Ideologie zu markieren, aber auch auf Anzeichen reagieren zu können und sich zu Demokratie und Vielfalt von Familien und Kindern zu positionieren. Aus unserer fachlichen Perspektive lässt sich die aktuelle Kritik an der Handreichung sowie an der Arbeit der Amadeu Antonio Stiftung insgesamt weder aufrechterhalten noch ist sie in dieser Weise gerechtfertigt.
In der öffentlichen Darstellung um die Handreichung wurden die Fallbeispiele in Teilen aus dem Zusammenhang genommen und durch Auslassungen, falsche Zitierungen und Interpretationsverschiebungen der Eindruck erweckt, die Handreichung wolle dazu anregen, die politische Einstellung der Eltern zu erfassen und zu kontrollieren. Die zum Teil verleumderische bis demagogische Rhetorik zeigt, dass es hier keineswegs um eine fachlich- inhaltliche Debatte geht, sondern sie dazu dient, einem zunehmend problematischen Umgang mit Andersheit Vorschub zu leisten. Die Amadeu Antonio Stiftung und Fachkolleg*innen werden mit Drohanrufen und gewaltvollen Mails konfrontiert. Dies zeigt, dass ein Engagement für Demokratie, Diversität und gegen Rassismus, Rechtsextremismus und Antisemitismus einhergehen kann mit persönlichen Einschüchterungen und Bedrohungen.
Die Unterzeichnenden solidarisieren sich ausdrücklich mit dem Ansinnen, Fachkräften der frühkindlichen Bildung ausgewogenes Bildungsmaterial mit Anregungen zum dialogischen Umgang mit rechtsextremen Tendenzen an die Hand zu geben. Wir danken der Amadeu Antonio Stiftung und den Autor*innen für die Erstellung der Handreichung und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend für die Unterstützung und Förderung durch das Bundesprogramm „Demokratie leben!“.

Stellv. Unterzeichnende für den AKS Köln:
Yasmine Chehata, Lehrkraft für besondere Aufgaben, TH Köln
Sabine Dael, Lehrkraft für besondere Aufgaben, TH Köln
Dr. Christoph Gille, Hochschule Koblenz
Profin Dr. Birgit Jagusch, TH Köln
Judith Knabe, Lehrkraft für besondere Aufgaben, TH Köln
Peter Mönnikes, B.A. Soziale Arbeit
Stefan Schäfer, wissenschaftlicher Mitarbeiter, TH Köln
Nils Wenzler, Lehrkraft für besondere Aufgaben, TH Köln
Michaela Zufacher, Lehrkraft für besondere Aufgaben, TH Köln

Unterzeichnende für die Fachschaft ASW:
Der Fachschaftsrat ASW:
Mira Schrader
Marco Reichardt
Julian Cebulla
Jana Welter
Susanne Dings
Sandy Lindner
Sezgin Uzuntas
Peter Klusmann
Larissa Schweizer
Anna Drews
Filiz Das
Merlin Meyer
Marie Reimer
Stefan Köln
Johanna Müller
Selina Kandt

Köln, 18.12.2018

Lese/Gesprächskreis – Der Wert des Sozialen, Holger Ziegler

Terminverschiebung: Diesmal nicht am ersten, sondern am zweiten Donnerstag des Monats.

Do. 13.12.18, 17.30 Uhr, TH Köln, F01, Ubierring 48, Treffpunkt Cafébar im Foyer

In der aktuellen Ausgabe des FORUM sozial liefert Holger Ziegler eine politisch zu verstehende Positionsbestimmung Sozialer Arbeit. Zur Diskussion des Textes laden wir herzlich ein.

Holger Ziegler: Der Wert des Sozialen. Soziale Arbeit positioniert sich — aber wie? - Zum Bundeskongress Soziale Arbeit.

„Weit verbreitet ist der Einwand, eine ausgeprägte öffentliche ‚soziale Sicherung‘ von Bürger*innen lähme Eigenverantwortung und Leistungsbereitschaft.“

„Es ist offensichtlich, dass man mit ‚democratic citizens‘ anders umgeht als mit Untertanen oder Multiproblem- oder Humankapitalträger*innen.“

„Es lässt sich jedenfalls nicht ohne weiteres sagen, ob es bei der Ausweitung sozialarbeiterischer Maßnahmen um sozialpolitische Programmatiken geht, die auf sozialen Ausgleich, auf Befähigung und Empowerment oder auf Disziplinierung und funktionalistische Zurichtung zielen.“

„Bezüglich des Ermessens täusche man sich nicht: Untersuchungen zu Einstellungen von Studierenden, aber auch von Fachkräften deuten auf ein beträchtliches Ausmaß an Autoritarismus, Disziplinierungs- und Sanktionsbereitschaft, aber auch auf pejorative Adressat*innenbilder hin, die mangelnde Verantwortungsbereitschaft und moralische Unzulänglichkeiten akzentuieren“.

„Diese Verschiebung ist nicht nur das Produkt externer politischer und ökonomischer Mächte, sondern auch ein Ergebnis professionspolitischer Irrungen, Schwächen und Selbstverzwergungen der Sozialen Arbeit und ihrer Organisationen.“

Zum Gespräch, zur Diskussion darüber laden wir herzlich ein. Den Text gibt es wie immer von uns: aks@f01.th-koeln.de